Im Siebengebirge bei Bonn wurde im Jahr 2010 das erste Wildnisgebiet Deutschlands außerhalb der Nationalparks eingerichtet. So zumindest stellt es der Verschönerungsverein Siebengebirge dar, dem große Flächen im Naturpark Siebengebirge gehören.
Ohne die Pionierarbeit des Verschönerungsvereins Siebengebirge schmälern zu wollen, wäre zu ergänzen, dass es in Deutschland durchaus viele kleinere Wildnisflächen außerhalb von Nationalparks gibt. Dazu gehören die Naturwaldreservate, die zu Dutzenden in vielen Bundesländern ausgewiesen worden sind, aber auch Flächen innerhalb von Naturschutzgebieten. Andererseits sind bis heute bei weitem noch nicht alle Flächen innerhalb von Nationalparks Wildnisgebiete.
Das Besondere am Siebengebirge ist einmal die Größe der Wildnisfläche. In einer Vereinbarung mit dem Land NRW hat der Verschönerungsverein Siebengebirge 523,7 Hektar Waldfläche aus der forstlichen Nutzung genommen und sie der natürlichen Entwicklung überlassen. Diese Fläche ist in der Tat wesentlich größer als die vielerorts ausgewiesenen Naturwaldreservate.
Und als weiterer wichtiger Punkt ist hervorzuheben, dass die Unterschutzstellung der Waldfläche im Siebengebirge explizit unter dem Titel des Wildnisgebiets erfolgt ist. Hierbei bezieht sich der Verschönerungsverein Siebengebirge auf die Resolution des Europäischen Parlaments vom 3. Februar 2009 zur Ausweisung von Wildnisgebieten in Europa sowie auf die Nationale Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung. Damit hat der Verschönerungsverein Siebengebirge die Schutzgebietskategorie des Wildnisgebiets, die in Deutschland zur Zeit noch gar keine richtige gesetzliche Grundlage hat, bereits vorweggenommen.
Nach dem Scheitern der Pläne zur Einrichtung eines Nationalparks im Siebengebirge scheint die jetzt erfolgte Ausweisung eines Wildnisgebiets die adäquate Schutzgebietskategorie für dieses Gebiet zu sein. Da sich das Wildnisgebiet nur auf die im Eigentum des Verschönerungsvereins Siebengebirge befindenden Flächen erstreckt, war diesmal im Gegensatz zu den Nationalparkplänen nicht mit Einsprüchen aus den Gemeinden zu rechnen.
Der Naturpark Siebengebirge weist abgesehen von der jüngsten Ausweisung eines Wildnisgebiets weitere Besonderheiten auf. Mit einer Fläche von 48 km² ist dies der kleinste Naturpark in Deutschland. Die gesamte Fläche des Naturparks ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dies ist in keinem anderen Naturpark in Deutschland der Fall. Einige Naturparks erfüllen nicht einmal die Mindestbedingungen, wonach der überwiegende Teil der Fläche als Landschaftsschutzgebiet oder Naturschutzgebiet ausgewiesen sein soll. Der Naturpark Siebengebirge ist zudem vom Europarat mit dem Europadiplom für Schutzgebiete ausgezeichnet worden. Nur sieben Gebiete in Deutschland haben bisher diese Auszeichnung erhalten.
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