Der Schweizer Nationalpark ist das einzige Schutzgebiet der Schweiz, das mit dem Europadiplom des Europarats ausgezeichnet worden ist. Zudem ist der Schweizer Nationalpark auch ein UNESCO-Biosphärenreservat.
Bereits im Jahr 1979 wurde der Schweizer Nationalpark von der Unesco als Biosphärenreservat anerkannt. Im Jahr 1995 hat die Unesco die Bedingungen für Biosphärenreservate grundlegend geändert (Sevilla-Strategie). Und wie viele andere vor dem Jahr 1995 ausgewiesenen Biosphärenreservate hat nun auch der Schweizer Nationalpark Probleme damit, die neuen Bedingungen zu erfüllen.
Die Vorgaben für Biosphärenreservate seit dem Jahr 1995 sehen unter anderem eine Zonierung der Gebiete in eine Kernzone, eine Pufferzone und eine Entwicklungszone vor. Die Kernzone bzw. die Kernzonen müssen mindestens drei Prozent der Fläche des Biospärenreservats einnehmen. Die Pufferzone muss die Kernzone vollständig umschließen.
Viele Biosphärenreservate - gerade auch in Deutschland - haben Probleme damit, genügend Kernzonenfläche auszuweisen. Der Schweizer Nationalpark hat ein aus deutscher Sicht eher exotisches Problem. Dort sind zwar genügend Kernzonenflächen, jedoch noch nicht ausreichend Pufferzonenflächen vorhanden.
Bei der ersten Anerkennung im Jahr 1979 als Biosphärenreservat bestand der Schweizer Nationalpark de facto nur aus einer Kernzone. Im Jahr 2010 wurde das Biosphärenreservat beträchtlich erweitert. Nun wurde das dem Nationalpark benachbarte Tal Val Müstair in das Biosphärenreservat einbezogen. Das Val Müstair brachte nun die bisher fehlenden Puffer- sowie Entwicklungszonenflächen ein. Am 2. Juni 2010 hat die Unesco das neugeformete Biosphärenreservat anerkannt.
Das neue Biosphärenreservat Val Müstair - Nationalpark erfüllt jedoch immer noch nicht alle Anforderung der Unesco an Biosphärenreservate. Auf der dem Val Müstair gegenüberliegenden Seite des Nationalparks im Inntal gibt es nach wie vor keine Pufferzone um die Kernzone des Nationalparks herum. Damit ist die Kernzone immer noch nicht auf allen Seiten von einer Pufferzone umgeben.
Die Unesco hat dem Biosphärenreservat auferlegt, dass bis zum Jahr 2013 die Kernzone (d.h. der Nationalpark) auf allen Seiten von einer Pufferzone umgeben ist. Die Verantwortlichen vor Ort halten die Umsetzung dieser Vorgabe für schwierig. Denn schon vor Jahren ist eine anvisierte beträchtliche Vergrößerung des Schweizer Nationalparks gescheitert. Diese Vergrößerung hätte ebenfalls neue Pufferzonen im Inntal vorgesehen. Die Pufferzonen werden von den Gemeinden im Inntal skeptisch gesehen, denn sie bedeuten gewisse Restriktionen bei der Forst- und Agrarwirtschaft, wenngleich im Gegensatz zu den Kernzonen kein Nutzungsverzicht erforderlich ist. Hoffen wir, dass es der Biosphärenreservatsverwaltung zusammen mit den betroffenen Gemeinden gelingen wird, bei der Bevölkerung für die neuen Pufferzonen Akzeptanz zu schaffen.
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