Als Vorbild will ich Kanada heranziehen. Kanada ist zwar weit von Europa entfernt und damit nicht mehr in der Reichweite dieses Blogs. Es kann jedoch nicht schaden, auch einmal über den Tellerrand hinauszuschauen, um zu sehen, wie es die Anderen machen.
In Kanada gibt es zur Zeit 42 Nationalparks. Zugleich wird das Land in 39 Großlandschaften eingeteilt. In 13 dieser Großlandschaften gibt es zur Zeit noch keine Nationalparks. In den anderen 26 Großlandschaften gibt es mindestens einen oder sogar mehrere Nationalparks. Beispiel eins: Die im Süden Kanadas an den Pazifik angrenzende Großlandschaft heißt "Pacific Coast Mountains". Diese Großlandschaft wird bereits durch drei Nationalparks repräsentiert (Gwaii Haanas, Pacific Rim, Gulf Islands). Beispiel zwei: die östlichste Großlandschaft Labradors heißt "East Coast Boreal Region". In dieser Großlandschaft gibt es zur Zeit noch keine Nationalparks. Es gibt jedoch bereits konkrete Planungen für den Nationalpark Mealy Mountains in dieser Region.
Es ist das erklärte Ziel der kanadischen Regierung, dass jede der 39 Großlandschaften durch mindestens einen Nationalpark repräsentiert wird. Bis das Ziel errreicht wird, werden noch ca. 10 Jahre vergehen.
Kehren wir zurück nach Deutschland, das verglichen mit Kanada nicht nur eine, sondern mehrere Nummern kleiner ist. Auf der Seite des Bundesamts für Naturschutz werden auf dem Gebiet von Deutschland fünf Großlandschaften dargestellt. Sie haben die folgenden Namen:
- Norddeutsches Tiefland, Küsten und Moore
- Zentraleuropäisches Mittelgebirgs-/ Stufenland
- Südwestdeutsches Mittelgebirgs-/ Stufenland
- Alpenvorland
- Alpen
Bayerischer Wald (2)
Berchtesgaden (5)
Eifel (2)
Hainich (2)
Hamburgisches Wattenmeer (1)
Harz (2)
Jasmund (1)
Kellerwald - Edersee (2)
Müritz (1)
Niedersächsisches Wattenmeer (1)
Sächsische Schweiz (2)
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (1)
Unteres Odertal (1)
Vorpommersche Boddenlandschaft (1)
Die Großlandschaft "Norddeutsches Tiefland, Küsten und Moore" wird durch Nationalparks bereits gut vertreten (sieben Nationalparks). Nationalparks gibt es auch bereits in den Großlandschaften "Zentraleuropäisches Mittelgebirgs-/ Stufenland" (sechs Nationalparks) sowie "Alpen" (ein Nationalpark). Die Großlandschaften "Südwestdeutsches Mittelgebirgs-/ Stufenland" sowie "Alpenvorland" verfügen zur Zeit noch nicht über Nationalparks.
Diese Lücke im Nationalparknetz Deutschlands muss mittelfristig dringend geschlossen werden. In einer ersten Näherung ist denkbar:
Zur Schlließung der Nationalparklücke bei der Großlandschaft Südwestdeutsches Mittelgebirgs-/ Stufenland hervorragend geeignet wäre der seit einiger Zeit geplante, vor Ort jedoch teilweise bekämpfte Nationalpark Steigerwald sowie auch der Anfang der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts bereits einmal geplante Nationalpark Nordschwarzwald.
Die Schließung der Nationalparklücke bei der Großlandschaft Alpenvorland könnte durch einen Nationalpark Wurzacher Ried oder Federseeried (jeweils Oberschwaben), Adelegg (Allgäu) oder Murnauer Moos (Oberbayern) erfolgen.
Auch die Großlandschaft Alpen, die zur Zeit nur über einen Nationalpark in Deutschland verfügt, könnte einen weiteren Nationalpark vertragen. In Frage käme hier zum Beispiel ein Nationalpark Ammergebirge.
Hingegen sind die Nationalparkplanungen in Nordrhein-Westfalen oder im Thüringer Wald unter dem Kriterium der Verteilung in den Großlandschaften nicht so wichtig. Denn die hier betroffene Großlandschaft Zentraleuropäisches Mittelgebirgs-/ Stufenland verfügt bereits über einige Nationalparks.
Die bestehende Verteilung der Nationalparks in Deutschland ist ein Ergebnis der föderalen Struktur des Landes, in der die Nationalparks eine Sache der Bundesländer sind. Dadurch kommt die relativ zufällige Verteilung der Nationalparks zustande. Um eine Abdeckung aller Großlandschaften durch Nationalparks zu erreichen, ist es m.E. erforderlich, dass sich die Bundesregierung mehr mit diesem Thema beschäftigt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.