Deutschland verfügt zur Zeit über 14 Nationalparks. Sie bedecken eine Fläche von insgesamt ca. 960.000 Hektar. Davon ist allerdings der größere Teil Wasserfläche in den drei Wattenmeernationalparks. Die terrestrische Fläche der Nationalparks in Deutschland beträgt nur ca. 194.000 Hektar, das sind gerade mal 0,54 Prozent der Fläche Deutschlands.
Unter verschiedenen Aspekten (Verteilung, Fläche, Schutzgegenstand) kann man zum Schluss kommen, dass es noch nicht genügend Nationalparkfläche in Deutschland gibt. Zum Beispiel haben die Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz als einzige große Flächenländer noch keinen Nationalpark. Ein in Baden-Württemberg in den Jahren 1990 bis 1992 mit vielen Vorschusslorbeeren gestartetes Nationalparkprojekt "Nordschwarzwald" wurde wegen Einsprüchen der Holzindustrie zunächst wieder zu den Akten gelegt.
Mir sind vier konkrete Nationalparkprojekte in Deutschland bekannt, die allerdings einen unterschiedlichen Konsens- und Realisierungsstand aufweisen:
Nationalpark Siebengebirge
Dieser Nationalpark im äußersten Süden von Nordrhein-Westfalen soll das gleichnamige Gebirge schützen. Die geplante Fläche ist mit 4.500 Hektar relativ klein. Zudem ist das Gebiet sehr nahe an großen Verdichtungsräumen gelegen und mit einem dichten Wegenetz durchzogen. Dies ist auch der Punkt, weshalb selbst Naturschutzorganisationen diesem Projekt skeptisch gegenüberstehen. Es wurde auch bereits vorgeschlagen, die Unesco-Schutzgebietskategorie "national monument", die es in Deutschland derzeit noch nicht gibt, einzuführen und das Siebengebirge als national monument auszuweisen. Voraussichtlich wird im Jahr 2010 eine endgültige Entscheidung über diesen Nationalpark fallen.
Nationalpark Steigerwald
Dies wäre der dritte Nationalpark in Bayern und der erste in Franken (wobei Franken natürlich kein eigenes Bundesland ist, jedoch betonen die Franken ganz gerne diesen Aspekt). Der Nationalpark würde sich westlich von Bamberg im Bereich der Keuperstufe des schwäbisch-fränkischen Schichtstufenlands befinden. Schutzinhalt sind die Rotbuchenwälder. Und bei der Rotbuche hat Deutschland in der Tat nicht nur eine internationale Schutzverpflichtung, sondern auch massive Schutzdefizite. Deutschland befindet sich weltweit im Zentrum des Verbreitungsgebiets der Rotbuche. Der überwiegende Teil der Rotbuchen wird zur Zeit forstwirtschaftlich genutzt und kann sein natürliches Alter bei weitem nicht erreichen. Klar ist: es ist beim Flächennaturschutz nicht damit getan, nur die Entwicklungsländer z.b. zum Schutz der Tropenwälder aufzufordern. Auch die Industrieländer und Deutschland müssen ihren Beitrag zum Arten- und Flächennaturschutz leisten und der heißt in Bezug auf die Rotbuche: es müssen wesentlich mehr Flächen als bisher vorhanden ausgewiesen werden, auf denen die Rotbuche ohne forstwirtschaftliche Nutzung gedeihen kann. Der geplante Nationalpark Steigerwald ist jedoch bisher sehr umstritten. Die Gegner führen wirtschaftliche Aspekte ins Feld, indem die Holznutzung für den Erhalt der Arbeitsplätze vor Ort unabdingbar ist. Die Befürworter nennen neben der genannten internationalen Verpflichtung Deutschlands die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch den Nationalparktourismus. Bis zu einer definitiven Entscheidung dürfte noch einige Zeit ins Land gehen.
Nationalpark Sauerland
Dies ist ein relativ neuer Nationalparkvorschlag. Der bestehende Naturpark Arnsberger Wald in Südwestfalen mit einer Größe von 7.000 Hektar soll zum Nationalpark werden. Auch hier steht der Schutz der Laubwälder im Vordergrund. Die Initiative kommt vor allem aus dem Soester Kreistag. Ein konkreter Zeitplan für die Nationalparkausweisung ist noch nicht bekannt.
Nationalpark Senne - Eggegebirge
Es ist tatsächlich erstaunlich: von den vier hier genannten Nationalparkprojekten befinden sich drei in Nordrhein-Westfalen. Würden alle Projekte verwirklicht, hätte Nordrhein-Westfalen bereits vier Nationalparks (es gibt bereits einen Nationalpark, den Nationalpark Eifel). Der Nationalpark würde den bisherigen Truppenübungsplatz Senne und Teile des Eggegebirges umfassen. Es ist jedoch noch nicht klar, wie die zukünftige militärische Nutzung der Senne aussieht und wie sich dies mit einem Nationalpark verträgt. Ein konkreter Zeitplan ist auch bei diesem Projekt nicht bekannt.
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