In Österreich gibt es bisher nur ein Gebiet, das von der IUCN in die Schutzgebietskategorie I (Wildnisgebiet) eingeordnet worden ist. Dies ist das Wildnisgebiet Dürrenstein. Es befindet sich im Bundesland Niederösterreich im Gebiet Eisenwurzen nahe der Grenze zum Bundesland Steiermark.
Die Schutzgebietskategorie des Wildnisgebiets gibt es in Niederösterreich nicht. Das Gebiet ist dort als Naturschutzgebiet geschützt (Naturschutzgebiete Rothwald I bis III). Das Management des Gebiets als Wildnisgebiet ist durch Verträge zwischen den Eigentümern und der Landesregierung gesichert.
Das Wildnisgebiet Dürrenstein erstreckt sich um einen Kern eines 277 Hektar großen Urwaldrests, der wegen der schwierigen Erreichbarkeit nie forstwirtschaftlich genutzt worden ist. Nachdem eine Holzfirma, die die Nutzung des Gebiets beabsichtigt hatte, pleite gegangen war, wurde der Urwald im Jahr 1875 von einem Privatmann (Rothschild) gekauft. Rothschild war ein Naturliebhaber. Sein Ziel war es, den Urwald - der größte Urwaldrest Mitteleuropas - unangetastet zu lassen.
Im Jahr 1938 wurde der Besitz enteignet. Im Jahr 1942 wurde der Urwald unter Naturschutz gestellt. Im Jahr 1988 wurde eine Pufferzone um den Urwaldrest angelegt. Im Jahr 1992 wurde das Schutzgebiet weiter vergrößert. In den Jahren 1997 bis 2001 gab es ein von der EU finanziertes LIFE-Projekt zu Schaffung eines größeren Wildnisgebiets. Schließlich wurde im Jahr 2002 das Wildnisgebiet Dürrenstein geschaffen. Es hatte eine Fläche von 2.400 Hektar. Die Österreichischen Bundesforste sind mit einem Flächenanteil von 55 Prozent der größte Eigentümer im Gebiet. Der Rest gehört den Nachkommen der Familie Rothschild, die in der Nachkriegszeit ihren Besitz zurückerhielten, sowie dem Land Niederösterreich. Seit Ende 2002 ist das gesamte Wildnisgebiet zum Naturschutzgebiet erklärt worden.
Im Jahr 2003 verlieh die IUCN (Internationale Naturschutzorganisation) dem Kern des Wildnisgebiets Dürrenstein die Schutzgebietskategorie Ia, als bisher einzigem Gebiet in Österreich. Der Urwaldrest mit der Fläche von 277 Hektar ist das Naturschutzgebiet und IUCN 1a-Gebiet Rothwald I. Daran grenzt ein weiteres Naturschutzgebiet und IUCN 1a-Gebiet an, der Rothwald II mit einer Fläche von 299 Hektar. Schließlich gibt es noch ein drittes Naturschutzgebiet und IUCN 1a-Gebiet, der Rothwald III mit einer Fläche von 557 Hektar. Die weiteren Flächen des Wildnisgebiets Dürrenstein sind nach den Unterlagen der IUCN (www.protectedplanet.net) nicht in der Kategorie Ib eingestuft, anders als dies in verschiedenen Quellen berichtet wird.
Eine Erweiterung des Wildnisgebiets um 72 Hektar wurde im August 2010 durchgeführt. Nun ist bis zum Jahr 2013 eine erneute Erweiterung des Wildnisgebiets um 1.000 Hektar vertraglich vereinbart worden. Dies verkündete aus Anlass des 10jährigen Jubiläums des Wildnisgebiets Dürrenstein im September 2012 der niederösterreichische Naturschutzlandesrat. Die erneute Erweiterung findet auf Flächen der Österreichischen Bundesforste statt. Mit der erneuten Erweiterung des Wildnisgebiets steigen jedoch auch die Erwartungen der umliegenden Kommunen, dass das Wildnisgebiet auch für den Tourismus nutzbar gemacht wird. Bisher ist es mit Ausnahme von Führungen nicht gestattet, das Wildnisgebiet zu betreten.
Wildnisgebiete der IUCN-Kategorie I sind auch noch für andere Gebiete Österreichs vorstellbar und erwünscht. In einer im September 2012 veröffentlichten gemeinsamen Studie des WWF Österreich und der Österreichischen Bundesforste wird die Einrichtung weiterer Wildnisgebiete vorgeschlagen. Geeignete Gebiete befinden sich in den Nördlichen Kalkalpen, in den Ötztaler Alpen und entlang von Flussauen.
Das Wildnisgebiet Dürrenstein hat eine eigene Internetseite: www.wildnisgebiet.at
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