Freitag, 27. Juli 2012

Pfrunger-Burgweiler Ried in Oberschwaben, Teil 1 von 2

Das Pfrunger-Burgweiler Ried gilt nach dem Federseeried als die zweitgrößte Moorlandschaft Südwestdeutschlands.

Im Gegensatz zu anderen Moorgebieten in Oberschwaben, wie zum Beispiel dem Federseeried oder dem Wurzacher Ried ist das Pfrunger-Burgweiler Ried bisher jedoch kaum bekannnt.

Das könnte sich in den kommenden Jahren jedoch ändern. Im Rahmen eines Naturschutz-Großprojekts wurden und werden weite Bereiche des Gebiets wiedervernässt. Vor wenigen Monaten wurde als erster Erfolg der Maßnahmen der größte Bannwald (Naturwaldreservat) des Bundeslandes Baden-Württemberg ausgewiesen. Zudem wurden und werden Wege und Stege angelegt, so dass man die zukünftige Wildnis und die wiedervernässten Bereiche ganz aus der Nähe erleben kann.

Der neue Bannwald Pfrunger-Burgweiler Ried hat eine Größe von 441 Hektar. Im Gegensatz zu den bisher ausgewiesenen Bannwäldern in Baden-Württemberg umfasst dieser Bannwald auch bisher waldlose Flächen, zum Beispiel Gewässer oder Wiesen. Dieser Bannwald ist somit ein Wildnisgebiet, wie es etwa auch die USA kennen. Der Bannwald wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten großen Veränderungen unterworfen sein. Einerseits wird auf bisher waldfreien Flächen durch die natürliche Sukzession ein Wald wachsen. Andererseits werden durch die Wiedervernässung großer Gebiete die bisher dort wachsenden, standortfremden Bäume absterben und möglicherweise einem waldfreien Hochmoor Platz machen. Auf die weitere Entwicklung darf man gespannt sein.


Schon seit dem Jahr 1980 gibt es im Pfrunger-Burgweiler Ried ein Naturschutzgebiet mit einer Fläche von 780 Hektar. Das Ried erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 2.600 Hektar. Es befindet sich an der Europäischen Wasserscheide Rhein-Donau in den Landkreisen Sigmaringen und Ravensburg.

Wie kommt man hin?
Es gibt inzwischen viele Varianten und Wege, sich im Pfrunger-Burgweiler Ried zu bewegen. Das Bildmaterial in diesem und im folgenden Post stammt von einer Umrundung des Hochmoorgebiets Großer Trauben, einem von mehreren Hochmoorgebieten im Pfrunger-Burgweiler Ried. Seit März 2012 ist diese Umrundung möglich geworden, nachdem im wiedervernässten Bereich Großer Schnöden die erforderlichen Brücken und Stege gebaut worden sind.

Vom Hauptort der Gemeinde Ostrach im Landkreis Sigmaringen fährt man über den Ortsteil Burgweiler zum Weiler Ulzhausen. Im Ort biegt man von der Hauptstraße nach Nordosten auf einen Feldweg ab und erreicht nach wenigen hundert Metern einen etwas versteckt gelegenen Parkplatz. 

Im Gebiet unterwegs
Von dort kann man einerseits den ca. 11 Kilometer langen Rundweg um das Hochmoorgebiet Großer Trauben unter die Füße nehmen oder man kann nur den ersten Teil dieses Rundwegs durch das Wiedervernässungsgebiet Obere Schnöden und wieder zurück gehen (ca. 5 Kilometer).

Die Beschilderung des Rundwegs ist noch nicht vollständig zufriedenstellend. Auf der Internetseite des Naturschutzgroßprojekts ist der Rundweg um den Großen Trauben auf einem Luftbild dargestellt. Diese Info sollte man sich auf jeden Fall zunächst ansehen. Das Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg wird in Kürze auch einen Prospekt zu den neuen Wegen im Pfrunger-Burgweiler Ried herausgeben.     

Hier gibt es eine Übersicht über die Moore in Oberschwaben. Von dort sind alle Artikel in diesem Blog, die sich mit einzelnen Mooren befassen, verlinkt.
Neu errichtete Brücke für Fußgänger über den rückgestauten Tiefenbach. Der Tiefenbach diente als Entwässerungsgraben im Gebiet Obere Schnöden im Pfrunger-Burgweiler Ried. Durch den Rückstau wird der ursprüngliche Wasserhaushalt wiederhergestellt.
Die jungen Fichten im Gebiet Obere Schnöden stehen jetzt im rückgestauten Wasser. Lange werden die Fichten dies nicht überleben.
Bis vor kurzem konnte man auf diesem Weg im Gebiet Obere Schnöden noch ohne Hilfsmittel trockenen Fußes gehen. Jetzt ist das gesamte Gebiet unter Wasser gesetzt worden (links im Bild gut sichtbar).Für die Fußgänger wurde ein Steg gebaut. 
Blick auf den Fünfeckweiher: Dies war ein ehemaliger Torfstich, der nach der Aufgabe der Torfnutzung voll mit Wasser gelaufen ist. Durch den Rückstau im Bereich Obere Schnöden hat sich nun auch der Wasserspiegel des Fünfeckweihers weiter erhöht. Das kann man an den Bäumen am Ufer des Sees erkennen, die jetzt teilweise unter Wasser stehen. 
Steg und Aussichtsplattform beim Fünfeckweiher: Durch den Wasserspiegelanstieg hat sich die natürliche Verlandung dieses Sees erst einmal um einige Jahrzehnte verschoben.
Steg und Rückstauanlage im Bereich Obere Schnöden im Pfrunger-Burgweiler Ried
Der Tiefenbach im Bereich Obere Schöden hat teilweise ein neues Bachbett bekommen, das höher liegt als das bisherige Bachbett. Die Wälder in den Oberen Schöden werden in den kommenden Jahren durch die Wiedervernässung große Veränderungen erfahren.
Aussichtsplattform mit Blick auf den Bannwald im Bereich des Hochmoors "Tisch"
 

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